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1. Das Deutsche Reich - S. 92

1905 - Berlin : Mittler
92 1800 km. Dadurch ist Deutschland auf die Teilnahme an dem überseeischen Handel und Verkehr direkt hingewiesen. Früh- zeitig hat es darum auch lebendigen Anteil an der ozeanischen Dampfschiffahrt genommen. Zwar ist die deutsche Nordseeküste nur an wenigen Stellen für größere Fahrzeuge zugänglich und nur an den Mündungen der Flußläufe für Seeschiffe fahrbar; doch sind diese wenigen Punkte zur Entwicklung eines ganz bedeutenden überseeischen Handels völlig ausreichend gewesen. Die Ostseeküste ist von ähnlicher Beschaffenheit wie die Nordseeküste. Auch ihr fehlt es im ganzen an Landungs- stellen für Fahrzeuge mit größerem Tiefgange. Dies gilt nament- lich vom östlichen Teile der Küste ausschließlich der O der- und Weichselmündung. Nur im Westen steigt die Küste häufiger steil an und bietet dem Verkehr geräumige Buchten mit tiefen Einfahrten (Förden), unter denen sich diejenigen von Flensburg und Kiel besonders auszeichnen. Die Be- deutung der Küste liegt darin, daß sie Deutschlands Handel und Verkehr mit den Gestadeländern der Ostsee begünstigt. Warum haben die Seeliandelsplätze der Nordseeküste gegen- wärtig gröfsere Bedeutung als die der Ostseeküste? Eine völlige Verkehrsstockung durch Vereisung scheint für die Nordseehäfen so gut wie ausgeschlossen ; dagegen haben die östlichen Hafenplätze der Ostseeküste zuweilen mit einer derartigen Abschließung vom offenen Meere zu rechnen, die nicht selten bis in den April hinein anhält. Demnach sind die Häfen der Nordsee vor ihren Schwestern an der Ostsee infolge ihrer klimatischen Lage begünstigt. Die Nordseehäfen sind auch durch ihre bessere Weltlage vor den Ostseehäfen bevorzugt; denn die Nordsee steht durch das Ärmelmeer in direkter Verbindung mit dem Atlantischen Ozean, der zur Zeit den Hauptschauplatz des Weltverkehrs bildet. Dagegen ist die Ostsee durch die Halbinsel Jütland vom offenen Meer getrennt. Für eine Seehandelsstadt sind zwei Gebiete von großer Bedeutung, nämlich das Erzeugungs- und das Absatzgebiet. Beide werden durch das Hinterland der betreffenden Küste gebildet. Je größer seine Ausdehnung ist, desto besser ist dies für die vorgelagerten Küstenstädte. Da nun Deutsch- lands Breitenausdehnung im Westen am bedeutendsten ist, so sind auch durch diesen Umstand die Nordseehäfen be- günstigt.

2. Das Deutsche Reich - S. 94

1905 - Berlin : Mittler
94 Die Handelsflotte umfaßt 420 Schiffe (234 Dampfer, 195 Segler), die Zahl der jährlich ein- und auslaufenden Seeschiffe etwa 4500 mit einem Tonnengehalt von 3v2 Mill. Eine hohe Bedeutung hat Bremen als Sitz des »Norddeutschen Lloyd«, der zweitgrößten Schiffahrtsgesellschaft der Welt. Die Industrie erstreckt sich auf die Herstellung aller Schiffs- bedarfsartikel, besonders jedoch auf Tabakverarbeitung. Bremen bildet den größten Tabaksmarkt Deutschlands. Bremerhaven ist wichtiger für Bremen als Cuxhaven für Hamburg. Daher ist auch die Zahl der hier verkehrenden Seeschiffe verhältnismäßig hoch; sie betrug 1902 3128. Wilhelmshaven (23 000) macht den Eindruck eines un- geheuren Kriegsarsenals, dessen Mittelpunkt die Kaiserliche Werft bildet. Sie entstand gleichzeitig mit der Anlage des Kriegshafens (1858 bis 1869) und bildet das Herz des geschäftlichen und gewerblichen Lebens der Stadt. 5000 bis 6000 Arbeiter, zahl- reiche Offiziere, Beamte und Ingenieure sind hier ständig be- schäftigt, und fast alle Geschäftsleute sind von ihrem Erwerb abhängig. Die wichtigsten Ostseehäfen. Kiel (130 000) ist dank seiner vorzüglichen Lage an der schmalen Kieler Förde leicht zu verteidigen, fast uneinnehmbar und daher der sicherste Kriegshafen der Welt. Den innersten schmälsten Teil nimmt der Handelshafen ein, von dem die regelmäßig nach Dänemark gehenden Postdampfer abfahren. Die äußerste Bucht, die eigentliche Kieler Förde, bildet den gewaltigen Reichskriegshafen, der bequem 250 der größten Kriegsschiffe Platz bietet und infolge seiner Tiefe den größten Kolossen volle Bewegungsfreiheit gestattet. Wirtschaftliche Be- deutung hat Kiel ferner als Ausfuhrhafen deutscher Produkte, wie Holz, Kohlen und vor allem Fische, als Einfuhrhafen dänischer Erzeugnisse und durch seine Werftanlagen. Die Kaiserliche Werft mit ihren zahlreichen Gebäuden, mit Bau- und Ausrüstungsbassin, Schwimmdock und Torpedoboots- hafen beschäftigt 7000 Arbeiter, die Kruppsche Germania- werft 2000. Gesteigert wird die wirtschaftliche Bedeutung von Kiel noch durch die Lage an der großen Eisenbahn von Paris— Lüttich—bremen—hamburg—kiel—dänemark—schweden und an dem Nord-Ostseekanal, der inmitten der Förde bei Holtenau beginnt.

3. Das Deutsche Reich - S. 140

1905 - Berlin : Mittler
140 — 800 t aufwiesen, verkehren jetzt auf dem Rheine Schiffe mit einem Gehalt bis zu 2070 t. Die größten Elbschiffe haben gegenwärtig eine Tragkraft von 1100 t, Auf der kanalisierten und unteren Oder verkehren Schiffe mit einer Abmessung bis 470 t. Für den projektierten Rhein-Weser-Elbe-Kanal sind Schiffe von 600 t in Aussicht genommen. In der Zunahme der Größe und Ladefähigkeit der Schiffe liegt insofern ein wichtiges wirtschaftliches Moment, als damit eine Abnahme der Beförderungskosten verbunden ist. Beförderungskosten. Es ist von großer Bedeutung für die fernere Entwicklung der Binnenschiffahrt und für ihre Stellung in dem Konkurrenz- kampfe mit den Eisenbahnen, daß sie wesentlich billiger be- fördern kann als diese. Das trifft namentlich bei dem Versand von Massengütern, wie Kohle, Getreide, Erze und Holz auf weitere Entfernungen zu. Wenn sich nun auch der Unterschied in den Fracht- sätzen der Binnenschiffahrt und der Eisenbahnen schwer durch eine bestimmte Zahl ausdrücken läßt, da die Schiffsfrachten großen Schwankungen unterworfen sind, so läßt sich doch im allgemeinen sagen, daß die Schiffsfracht um ein Drittel bis um die Hälfte niedriger ist als die Eisenbahnfracht. Mit diesen billigeren Versandkosten wird aber für verschiedene Güter, die die höheren Transportkosten der Eisenbahn nicht ertragen können, ein größeres Absatzgebiet geschaffen und damit der Güteraustausch gehoben. Es ist aber auch deshalb eine Steigerung der Binnenschiffahrt zu wünschen, weil die Eisenbahnen in der Güterbeförderung stellenweise (z. B. im Ruhrkohlengebiet) an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gelangt sind. »Im Jahre 1891 sollte eine beträchtliche Menge Soda von Heilbronn in Württemberg nach Tetschen in Böhmen befördert werden. Man wählte dabei nun nicht die Eisenbahn als kürzeren Weg, sondern beförderte die- selbe zunächst auf dem Neckar stromabwärts, wurde dann auf Rhein- schiffe umgeladen, in Rotterdam wieder umgeladen und nach Hamburg gebracht. Nach abermaliger Umladung daselbst erfolgte der Transport elbaufwärts nach Tetschen. Bei alledem kam die Fracht billiger als auf der Eisenbahn.«*) Neben der Billigkeit ist die Leistungsfähigkeit der Wasserstraßen ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Be- deutung derselben. Die Bedeutung der Binnenwasserstraßen für den Güterverkehr ist ersichtlich aus dem Anteil, den die- *) Lötz: Verkehrsentwicklung in Deutschland. i

4. Das Deutsche Reich - S. 147

1905 - Berlin : Mittler
— 147 leistungsfähig, so daß sie weit über den Inlandbedarf produzierte und sich nach Absatzgebieten im Auslande unisehen mußte. Eine wesentliche Förderung erfuhr Deutschlands Handelsverkehr mit dem Auslande durch die allgemeine Einführung der Dampfschiffahrt und durch die Gründung des deutschen Zollvereins. Durch letzteren wurde die wirtschaftliche Einheit Deutschlands geschaffen, und es kam durch ihn zum Abschluß von vorteilhaften Handelsverträgen mit den Nachbarstaaten. Der Außenhandel Deutschlands nahm in der Folgezeit einen gewaltigen Aufschwung; es entstanden mehrere große Schiffahrtsgesellschaften (Nord- deutscher Lloyd und Hamburg-Amerika-Linie), die den überseeischen Handel ungemein förderten. Die Industrie wurde mit Einführung des Maschinenbetriebes immer leistungsfähiger und bildete sich allenthalben zum Großbetrieb aus. Die Begründung des Deutschen Kaiserreiches führte eine weitere Förderung des deutschen Außenhandels herbei. Die Reichsregierung ver- schaffte dem Handel mit dem Auslande eine wirksame Vertretung durch die Konsidate und den nötigen Schutz durch eine fortgesetzte Vermehrung der Kriegsflotte. Das Auswanderungswesen wurde geregelt, und durch Erwerbung von Kolonien wurden dem deutschen Handel im Auslande feste Stützpunkte gegeben. b. Umfang und Bedeutung-. Gegenwärtig nimmt das Deutsche Reich den zweiten Platz im Weltwirtschaftsverkehr ein und wird nur von Großbritannien bedeutend überragt. Aber dieses Land hat ebensowenig wie die rasch aufblühenden Vereinigten Staaten ein so schnelles Tempo der Entwicklung aufzuweisen wie unser Vaterland. Der Abstand zwischen Großbritannien und Deutschland, der vor einem halben Jahrhundert außerordentlich groß war, nimmt fortgesetzt ab, und es wird England große Mühe kosten, wenn dieser Unterschied nicht eine weitere Verminderung erfahren soll. An dem Welthandel, den man 75 bis 80 Milliarden Mark schätzt, ist Großbritannien mit etwa einem Fünftel, Deutschland mit mehr als einem Achtel beteiligt, während auf Frankreich, das früher den zweiten Platz unter den Welthandelsmächten ein- nahm, nur etwa ein Elftel entfällt. Mit Stolz darf Deutschland auf die Entwicklung seiner Handelsbeziehungen in den letzten Jahrzehnten zurückblicken. Immer reger gestaltet sich sein Güteraustausch mit den ver- schiedenen Nationen, immer größer werden seine Ansprüche und seine Leistungen für den Weltmarkt. Der deutsche Kauf- mann ist in allen Teilen der Erde eifrig bemüht, den deutschen Industrieerzeugnissen neue Absatzgebiete zu erobern. Die deutsche Handelsflagge steht überall in hohem Ansehen, und unsere Kriegsflotte, die zwar erst an fünfter Stelle steht, sorgt für den Schutz der Handelsschiffe gegen feindliche Bedrängungen. 10*

5. Das Deutsche Reich - S. 139

1905 - Berlin : Mittler
— 139 — in die Nordsee, wodurch sie an die wichtigste Welthandels- straße, den Atlantischen Ozean, angegliedert werden. Die Weser, zwar auch ein Strom der Nordsee, hält keinen Vergleich mit den beiden Nachbarströmen aus. Wassermangel und un- genügende Regulierung machen sie und die deutsche Donau, deren Schiffahrt unter gleichen Übelständen zu leiden hat, zu minderwertigen Verkehrsstraßen. Mit Freuden ist es daher zu begrüßen, daß man die Verbesserung der Weser von Bremen bis Hameln in Aussicht genommen und die hohen Geldopfer nicht scheut, die eine wesentliche Steigerung der Weserschiffahrt zur Folge haben werden. Die Oder hat, wenngleich sie und noch mehr die Weichsel unter langer Eisbedeckung zu leiden haben, durch die in den Jahren 1888 bis 1897 erfolgte Kanalisierung von Kosel bis zur Neiße-Mündung und durch den Bau des Um- gehungskanals bei Breslau bedeutend an Verkehrswert ge- wonnen. Flußkanalisierungen und Stromkorrektionen. Fluß- kanalisierungen sind in den letzten Jahrzehnten mehrfach vor- genommen, und damit ist gewissen Flußstrecken eine erhöhte Bedeutung gegeben worden. Außer der oben erwähnten Oder- kanalisierung mögen noch die Kanalisierungen von Mosel, Fulda und Main erwähnt werden. Unter den Flußkorrektionen, deren Hauptzweck auf eine gleichmäßige und unschädliche Fortschaffung der Sinkstoffe und damit auf einen ungestörten Betrieb der Schiffahrt hinaus- läuft, verdient als ein Werk moderner Strombaukunst die Regulierung der Unterweser von Bremen bis Bremerhaven erwähnt zu werden. Die Ausführung (1887—1893) erforderte einen Kostenaufwand von 30 Mill. Mark, brachte aber die Um- wandlung der Unterweser zu einer wichtigen Seestraße und eine bedeutende Verkehrssteigerung mit sich. Seeschiffe von 5 m Tiefgang können jetzt mit voller Ladung nach Bremen gelangen. Der Verkehr steigerte sich in den Jahren 1887 bis 1898 von rund 2900 Seeschiffen mit 1,4 Mill. Reg.-Tonnen auf 4600 Schiffe mit 2,5 Mill. Tonnen. Ungefähr die Hälfte der eingelaufenen Schiffe waren Dampfer. Beförderungsmittel. Mit der Verbesserung der Wasser- straßen hat die Steigerung der Tragfähigkeit der Flußfahr- zeuge gleichen Schritt gehalten. Während vor einem Viertel- jahrhundert die größten Rheinschiffe eine Tragfähigkeit von

6. Das Deutsche Reich - S. 93

1905 - Berlin : Mittler
93 Noch ein anderes wichtiges Moment trägt dazu bei, daß Hamburg und Bremen vor den östlichen Plätzen (in bezug auf den Binnenverkehr) ein bedeutendes Übergewicht haben ; es ist die Länge der schiffbaren Stromstrecken innerhalb der westlichen Stromgebiete. Aus demselben Grunde ist auch Stettin gegen Danzig und Königsberg im Vorteile. (Oder = 2716 km; Weichsel, Pregel, Memel = 1656 km schiffbare Strecken.) Die bedeutendsten Nordseehafenplätze: Hamburg (705 000) ist nicht nur der bedeutendste Handelsplatz des europäischen Festlandes, sondern auch ein Welthandelsplatz ersten Ranges. Der Binnenhandel erstreckt sich besonders auf die Hauptstapel- plätze für Kolonialwaren: Berlin, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Prag, Köln usw. Allein elbaufwärts (nach Berlin und Magdeburg) gehen jährlich 20 000 Elbkähne mit 2 bis 3 Mill. Tonnen. Bedeutender ist der Außen- handel. Fast 100 direkte Dampferlinien verbinden Hamburg mit den Häfen des Weltverkehrs. Eine Reihe vorzüglicher Häfen, die in bezug auf den Ver- kehrsumfang in Europa nur denen von London und Liverpool nachstehen, dienen ihm. Sie sind insgesamt 8 km lang, umfassen 300 ha Wasserfläche, wovon der größte Teil dem Freihafengebiete angehört, und kosteten 125 Mill. Mark anzulegen. Die Zahl der im Jahre 1901 angekommenen See- schiffe bezifferte sich auf 10 685, die der abgegangenen auf 11 899, der Gesamtverkehr belief sich demnach auf 22 584 Seeschiffe. Die Einfuhr erstreckt sich besonders auf Getreide, Tabak, Reis, Wolle, Zigarren, Wein, Heringe, Petroleum, Leder, Hä ute, Felle und beträgt fast 300ó Mill. Mark. Am bedeutendsten ist aber die Kaffeeeinfuhr. Hamburg ist der erste Kaffeemarkt Europas. Die Ausfuhr betrifft in erster Linie Zucker, dann wollene und baumwollene Gewebe und Garne, Wolle, Maschinen, Spiritus usw. Die wichtigsten Abnehmer sind die nordischen Länder und Nordamerika. Dem Außenhandel dient eine Handelsflotte von 696 Schiffen (434 Dampfer, 262 Segler). Große Bedeutung hat Hamburg auch als Auswandererhafen imd als Sitz der größten Schiffahrtsgesellschaft, der »Hamburg — Amerika- Linie«. Die Industrie tritt dem Handel gegenüber in den Hintergrund, ist aber bedeutend im Schiffbau, in der Maschinenfabrikation, Metall- und Lederbearbeitimg. Cuxhaven, Hamburgs Vorhafen, ist namentlich zur Winter- zeit für Hamburgs Verkehr von Bedeutung, wenn die Schiffe wegen des Eises die Unterelbe gar nicht oder nur sehr schwer passieren können. Die Zahl der angekommenen Schiffe betrug 1901: 348, die der abgegangenen 234. Bremen (160000) bildet gleich Hamburg einen bedeutenden Einfuhr- und Stapelplatz für Kolonialwaren, besonders aber für Tabak, Reis, Baumwolle, Petroleum. Den ersten Rang nimmt es als Auswandererhafen ein.

7. Das Deutsche Reich - S. 95

1905 - Berlin : Mittler
— 95 Lübeck (81 000), das einstige stolze Haupt der Hansa, hat lange Zeit ein bescheidenes Dasein gefristet. Neuerdings sind gewaltige Anstrengungen gemacht worden, um den Handel zu neuer Blüte sich entfalten zu lassen. (Elbe-Trave-Kanal.) Der Handel erstreckt sich heute vornehmlich auf Ruß- land, speziell Finnland, dem es vor allem Kolonialwaren zu- führt; ferner auf alle Gestadeländer der Ostsee, denen es Getreide, Salz, Manufaktur-, Porzellan- und Kurzwaren, Chemi- kalien und Farbstoffe liefert. Dagegen empfängt es von ihnen land- und forstwirtschaftliche Produkte, wie Getreide, Holz, Teer, Spiritus, Zündhölzer usw., die es in den benachbarten Staaten und Provinzen absetzt. Es wird jährlich von etwa 4700 Schiffen besucht (920 000 R-T.) und steht damit an zweiter Stelle unter den Ostseehäfen. Stettin (210 000) ist der erste deutsche Hafenplatz der Ostsee. Die Zahl der ein- und ausfahrenden Seeschiffe betrug 1902 8841 (2!/4 Mill. R-T.), die namentlich Steinkohlen, Erze, Steine, Roheisen, Getreide und Petroleum brachten und wiederum Getreide, Heringe, Zucker, Holz, Spiritus und Zement aus- führten. Großartig ist die Industrie in Stettin entwickelt, die in der Maschinenbau-Aktiengesellschaft »Vulkan« ihre vor- nehmste Vertreterin besitzt. Große Eisenwerke, Zementfabriken und Dampfmühlen hegen stromabwärts zu beiden Seiten der Oder. Durch das Haff ist Stettin mit seinem Seehafen Swinemünde (10 000) verbunden, den 1902 etwa 7000 Schiffe besuchten. Danzig nimmt unter allen Ostseehäfen hinsichtlich der Menge seiner Ein- und Ausfuhr den dritten Platz ein. Der Seehafen Danzigs ist Neufahrwasser. Die 3000 See- schiffe, die hier jährlich ein- und auslaufen, führen besonders Kolonialwaren, Eisen, Kohlen, Petroleum, Salz und Heringe ein, dagegen Holz und Getreide in größeren Mengen aus. Königsberg (187 000). Die Hauptausfuhrprodukte sind russischer Hanf und Flachs, während England und der rheinisch- westfälische Industriebezirk Steinkohlen, Eisen- und Eisenwaren einführen. Der Seehafen ist Pi 11 au am Ausgangstor des frischen Haffs, wo die Seeschiffe wegen der geringen Tiefe desselben ihre Ladung löschen müssen. Der jährliche Schiffs- verkehr beziffert sich auf etwa 3500 Schiffe (etwa 950 000 R-T.).

8. Das Deutsche Reich - S. 135

1905 - Berlin : Mittler
135 Verkehrs — Zoll, Raub und Stapelrecht — die Rheinschiffahrt nicht voll- ständig zu Grunde richteten. Außer den verderblichen Rheinzöllen, die in Holland noch wesentlich länger bestanden, als in Deutschland, haben andere Ereignisse den Rhein- verkehr- niedergehalten. Im Zeitalter der Entdeckungen trat eine für die Rheinschiffahrt wie für ganz Deutschland nachteilige Verschiebung der Handelswege ein; imd der dreißigjährige Krieg richtete arge Verwüstungen im deutschen Verkehrsleben an. Erst die Einverleibung des gesamten linken Rheinufers in die französische Republik (1801) brachte sichtbare Erfolge in der Beseitigung der künstlichen Verkehrshindernisse auf dem Rheinstrome. Mit der zunehmenden Entwicklung und Bedeutung des Bergbaues und der Industrie in den reichen Uferlandschaften des Rheins wandte man der Rhein- schiffahrt während des 19. Jahrhunderts größere Sorgfalt zu. Dies bekimdet sich in umfangreichen Regulierungsarbeiten, die zwar in diesem Jahrhundert nicht begonnen, aber energischer als früher betrieben wurden. Besonders ging man daran, die Felsenriffe unterhalb des Bingerloches zu entfernen, die der Schiffahrt von jeher Schwierigkeiten bereitet, und auf deren Entfernung schon Karl der Große und nach ihm verschiedene Mainzer Erzbischöfe bedacht waren. An der Verbesserung der Strecke von Basel bis Mainz hat man mehr als fünf Jahrzehnte gearbeitet und durch Entfernung vieler störender Krümmungen dem Rhein einen ziemlich geraden Lauf gegeben. Doch muß bemerkt werden, daß die Rheinschiff- fahrt zwischen Basel und Straßburg wegen der starken Strömung des Rheins nicht ausgeübt, sondern der Hünninger und Ill-Kanal benutzt wird. Die Erfindung des Dampfschiffs imd die Einrichtung regelmäßiger Dampfschiffahrten auf dem Rhein brachten eine weitere Förderung der Rheinschiffahrt. Das erste Dampfschiff befuhr im Jahre 1824 den Rhein. Ja, es bildete sich sogar im Laufe der Zeit eine Rheinseeschiffahrt heraus. Zwischen dem ersten Versuch im Jahre 1837 und der Einrichtung regel- mäßiger Seefahrten liegt allerdings ein langer Zeitraum. Erst 1885 be- gannen von Köln aus die Schiffe regelmäßig nach London zu verkehren. In der Folgezeit wurden die Seefahrten dann auf deutsche Nord- und Ostseehäfen ausgedehnt. Ein ganz bedeutender Fortschritt zeigt sich auch in der Leistungs- fähigkeit der Rheinfahrzeuge ; vermögen doch die größten Rheinfrachtschiffe von heute eine Last von 2070 Tonnen zu tragen, während am Anfang des 19. Jahrhunderts 100 Tonnen die normale Tragfähigkeit der Schiffe war. Überraschende Ziffern weist die Verkehrsentwicklung in den letzten 30 Jahren auf. Der Tonn en verkehr über die preußisch-niederländische Grenze belief sich im Jahre 1875 auf rund 2,4 Mill. Tonnen, im Jahre 1895 etwa auf 8 Mill, und 1901 bereits auf 13 Mill. Tonnen. Die Elbschiflahrt. Ebensowenig wie der Rhein bieten Oder und Elbe als Schiffahrts- straßen während des Mittelalters ein erfreuliches Bild. Es lag gleichsam in der Luft, dem Verkehr alle erdenklichen Schwierigkeiten zu bereiten. Zollplagen und Stapehechte verhinderten ebenso wie beim Rhem eine Ent- wicklung der Elbschiffahrt. Lüneburg und Leipzig waren es vor allem, die wegen ihrer Stapelgerechtsame den Verkehr- von der Elbe abzulenken suchten. Im Laufe des 16. Jahrhunderts trat in dem Elb verkehr eine Besse- rung ein. Die Bemühungen der interessierten Städte Hamburg und Magde-

9. Das Deutsche Reich - S. 153

1905 - Berlin : Mittler
153 Im 18. Jahrhundert zeigte sich zwar im wirtschaftlichen Leben eine Wendung zum Bessern, aber von deutschem Seehandel und deutscher Seemacht war keine Rede. Da kam das Jahrhundert des Verkehrs, das Zeitalter des Dampfes, das dem deutschen Unternehmungsgeist neues Leben einhauchte. Der deutsche Zollverein (1834) brachte die wirtschaft- liche Einigung und Erstarkung Deutschlands, die Dampfschiffahrt fand immer weitere Verbreitung, der Schiffbau hob sich, und wichtige Schiffahrts- gesellschaften wurden gegründet. Deutschlands Anteilnahme an dem Seehandel gestaltete sich immer lebhafter, und der im Jahre 1866 ge- gründete Norddeutsche Bund sicherte den überseeischen Unternehmungen deutscher Kaufleute seinen Schutz zu. Da kam der Krieg von 1870/71, der nicht nur die Gründung des Deutschen Reiches brachte, sondern mit seinem Milliardensegen die deutsche Kapitalkraft zu großen Unternehmungen gewaltig stärkte. Seit diesem politischen Ereignis hat nun der deutsche Seehandel ein Tempo der Entwicklung angenommen, das die kühnsten Hoffnungen übertroffen hat. Stand Deutschland noch vor 30 Jahren an vierter Stelle in der Reibe der gesamten Welthandelsflotte, so darf es sich rühmen, heute an die zweite Stelle gerückt zu sein und damit die Vereinigten Staaten und Frankreich überflügelt zu haben. An dieser hocherfreulichen Entwicklung haben die beiden Hansastädte Hamburg und Bremen mit ihren kapital- kräftigen und unternehmungslustigen Schiffahrtsgesellschaften, von denen besonders die Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg und der Norddeutsche Lloyd in Bremen genannt zu werden verdienen, den weitaus wichtigsten Anteil. An diesem raschen Fortschritt in der Entwicklung hat die Ostsee- flotte nur in einem sehr geringen Umfange teilgenommen. Ja, es weist ein nicht unbeträchtlicher Teil der Ostseehäfen sogar einen bedenklichen Rückgang auf. Die Entwicklung und Leistungsfähigkeit der deutschen Flotte mögen folgende Zahlen veranschaulichen: Se gelschiffe D a mpfschiffe Gesamte Jahr Besatzung Leistungs- Zahl Reg. Tons netto Zahl Reg. Tons netto insgesamt fähigkeit in Tausenden in Tausenden Reg. Tons 1871 4372 900,3 147 82,0 39475 1146,3*) 1902 2496 587,0 1463 1506,1 53946 5105,3 Dieses Bild zeigt uns einen bedeutenden Rückgang in Zahl und fonnengehalt der Segelschiffe und außergewöhnliche Vermehrung der Dampfer. Darin liegt insofern ein besonders günstiges Moment, als die Leistung eines Dampfers mindestens dreimal so hoch bewertet wird, als die ejnes Seglers von gleicher Größe.*) *) 1146,3 Reg.-Tons = 900,3 Reg.-Tons -f 3 X 82 Reg.-Tons.

10. Das Deutsche Reich - S. 154

1905 - Berlin : Mittler
154 b. Wirtschaftliche Bedeutung-. Trotz ihrer ungemein schnellen Entwicklung bildet heute die deutsche Handelsflotte doch nur etwa ein Zwölftel der ge- samten Welthandelsflotte. Wenn auch nicht durch ihre Größe, so doch durch die Beschaffenheit ihrer Schiffe nimmt sie in der Reihe der verschiedenen Flotten einen hervorragenden Platz ein. Die deutschen Handelsdampfer brauchen in bezug auf Größe und Schnelligkeit einen Vergleich mit den englischen nicht zu scheuen; im Gegenteil: in fremden Häfen verkünden die mächtigen, deutschen Schnelldampfer mit ihrer muster- haften Einrichtung, was deutscher Gewerbefleiß zu leisten vermag. Während so die vortrefflich ausgestatteten Riesen- dampfer das Ansehen der deutschen Industrie im Auslande zu heben und ihren Kundenkreis zu erweitern vermögen, bildet die Vermehrung und Ausrüstung der Handelsschiffe für den heimischen Arbeitsmarkt einen wichtigen Faktor. Die weitere Ausdehnung der Handelsflotte wirkt fördernd auf den deutschen Schiffbau und viele andere Industrien, sie verschafft zahlreichen Arbeitskräften, namentlich den Bewohnern der deutschen Küsten lohnende Beschäftigung und gibt den deutschen Kapitalisten Gelegenheit, ihre Kapitalien gewinn- bringend anzulegen. Mit dem Wachstum unserer Handelsflotte steigert sich auch unser Anteil an dem Weltgüterverkehr, und damit wächst auch der Gewinn, den wir aus dem inter- nationalen Handel ziehen. In der gut entwickelten Handels- flotte besitzen wir also ein vortreffliches Mittel zur Förderung wirtschaftlichen Fortschritts. c. Zwei Riesenunternehmungen im deutschen Seeschiffahrtsverkehr. Hamburg-Amerika-Linie und Norddeutscher Lloyd, die beiden größten Schiffahrtsgesellschaften der Welt, wurden um die Mitte des 19. Jahrhunderts, erstere 1847 von Ham- burger, letztere 1857 von Bremer Kaufleuten gegründet. Beide Gründungen sind aus verhältnismäßig kleinen Anfängen hervorgegangen, betrug doch das Gründungskapital der Hamburg-Amerika-Linie noch nicht ganz eine halbe Million Mark, während diese Gesellschaft heute mit einem Aktien- kapital von 80 Mill. Mark und 30 Mill. Mark Reserven arbeitet. Der Norddeutsche Lloyd, der seinen Betrieb 1857 mit drei kleinen Dampfern eröffnete, besitzt heute weit über 100 Ozean-
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